1000 Tage „Erwarte nichts – Aber mach das Beste daraus!“
- Paul Wechselberger
- 25. Sept.
- 12 Min. Lesezeit
Vor genau 1000 Tagen habe ich meinen Blog gestartet! Wenn wir vom heutigen 25. September 2025 1000 Tage zurückgehen, kommen wir am 30. Dezember 2022 an. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich erst drei Texte, die reif für die Veröffentlichung waren. Eine Gemeinsamkeit dieser drei Texte ist, dass ich bereits im Herbst/Winter 2021 mit ihnen angefangen hatte. Ich schrieb einfach immer nur dann, wenn ich wirklich Lust und Inspiration hatte. Besonders die beiden langen Texte „Osman, der alles hat und alles kann“ und „Gerhard der Weise“ sind stilistisch so umgesetzt, dass die Messlatte für weitere Beiträge direkt sehr hoch angesetzt war. Ist ja auch zu erwarten, dass ein Text gut wird, wenn man über ein Jahr Zeit hat!
Davor hatte ich meine Freizeit noch nie mit dem Schreiben von Texten zugebracht, obwohl ich, seit ich im Gymnasium war, sehr gut schreiben konnte. Zumindest, wenn man es anhand meiner Deutschschularbeiten bemisst, die so gut wie immer mit „Sehr gut“ bewertet wurden. Außerhalb des schulischen Kontextes interessierte mich das Textschreiben überhaupt nicht. Das änderte sich ausgerechnet ein paar Monate nach der Matura. Meine Mutter hatte mich bereits ein Jahr zuvor manchmal ermutigt, über manche unserer früheren Assistenz -und Betreuungspersonen zu schreiben. Vorwiegend über solche, die sich nicht nur mit Ruhm bekleckert hatten, denn daraus entstehen oft die besten, unterhaltsamsten Geschichten! Eigentlich wollte unsere Mutter selbst darüber schreiben, aber sie hat stets viel zu tun und kam deshalb selten dazu. Da sie bereits von meinem Schreibtalent wusste – sie sah es ja immer an den Schularbeiten, die ich nach Hause brachte – konnte sie sich gut vorstellen, dass ich das auch könnte. Zunächst hatte ich aber nicht so richtig Lust, darüber zu schreiben.
Im August 2021 kam dann der Sinneswandel: In der Familie hatten wir seit Jahren oft Spaß daran, über diese Leute zu reden. Häufig benutzten wir einfach nur ein paar unterhaltsame Sprüche, die diese getätigt hatten. Die Sprüche waren also wie familieninterne Insiderwitze, die so kein anderer lustig findet, der den Kontext nicht kennt. Plötzlich dachte ich mir, wie schön es doch wäre, wenn auch andere Leute mitlachen könnten. Einfach nur die Sprüche ohne jeglichen Kontext zu teilen, reichte dafür natürlich nicht aus. Was mir deutlich besser geeignet vorkam: Einer Person wird jeweils eine komplette Geschichte gewidmet. Sie beginnt mit dem ersten Kennenlernen und im weiteren Verlauf wird die Person näher eingeführt, sodass sich die Leser ein Bild von ihr machen können. Das, was die Person gesagt und gemacht hat, wird so in die Geschichte eingebettet, dass die Leser dabei gut mitkommen – als wären sie selbst dabei gewesen.
Da ich also bereits damals das Ziel hatte, die Texte später mit anderen Menschen zu teilen, war in meinem Hinterkopf schon die vage Idee, einen Blog zu erstellen. Ich hatte jedoch noch keinerlei konkrete Pläne, vor allem keinen Zeitplan. Es war eines dieser Dinge, bei denen man sich denkt: „Das mache ich dann bald mal…“ und ehe man sich versieht, ist ein halbes Jahr verstrichen und man befindet sich noch immer in der „Das-mache-ich-dann-bald-mal“-Phase.
Ich bemerkte schnell, wie gut mir das Schreiben gefiel und kam rasch auf den Geschmack. Bald hatte ich Lust, auch über ein paar andere Themen aus meinem Leben zu schreiben, allen voran über meinen Intensivstationsaufenthalt vom Herbst 2019. Ich hatte regelrecht das Verlangen danach, alle Erinnerungen rund um diesen Krankenhausaufenthalt aufzuschreiben.
Man könnte meinen, dass man über so eine belastende Erfahrung nicht mehr nachdenken möchte, doch für mich strahlte dieses Thema eine gewisse, schwer zu beschreibende Faszination aus. Ich fand es nicht schlimm, über die negativen Situationen zu schreiben, denn ich wusste ja bereits, dass die Geschichte am Ende gut ausgehen würde. Das war die eigentliche Intention dahinter: Zu zeigen, dass ich diese schwere Zeit nicht nur überstanden habe, sondern auch daran gewachsen bin! Die Geschichte sollte beim Leser eine positive Botschaft hinterlassen: Das Leben mag zwar manchmal hart sein, aber wenn man nicht aufgibt und die Herausforderungen annimmt, kann man diese überwinden und danach wieder in bessere Zeiten aufbrechen! Wenn ich über negative, belastende Erlebnisse berichte, versuche ich immer auch den Teil zu inkludieren, in dem sich die Situation auflöst und die Dinge wieder besser werden. Zum Glück konnte ich bis jetzt die meisten schwierigen Phasen in meinem Leben überwinden und durfte anschließend wieder Schöneres erleben!
Es musste erst Sommer 2022 werden, bis ich anfing, in ganz kleinen Schritten an der Erstellung meines Blogs zu arbeiten. Der erste Schritt: einen würdigen Namen für meinen zukünftigen Blog finden. Mehrere Tage lang überlegte Ich, wie ich meine Botschaft perfekt formulieren könnte. Ich hatte bereits eine ungefähre Vorstellung, auf welche Idee der Titel anspielen sollte: In den Texten, die ich bis dahin geschrieben hatte, ging es meist um Menschen, mit denen nicht immer alles rund lief. Es waren also auch Dinge dabei, die mich ärgerten. Statt sich aber nur darauf zu fokussieren, sind meine Texte dazu gedacht, zu zeigen, was man Positives aus den Situationen mitnehmen kann, auch wenn es nur das ich, dass man später darüber lachen und es in einer humorvollen Geschichte verpacken kann. Auf „Erwarte nichts“ hatte ich mich ziemlich früh festgelegt, doch am zweiten Satzteil tüftelte ich lange herum, vor allem zu später Stunde, wenn ich im Bett lag. Statt gleich einzuschlafen, dachte ich lieber darüber nach. Die ersten Vorläufer und Rohfassungen für den Titel meines Blogs, die in meinem Kopf herumschwirrten, klangen noch wenig elegant, denn sie waren umständlicher formuliert und brachten die Idee nicht so schön auf den Punkt.
Inspiration hatte ich durch mehrere andere Sprüche, die mir gut gefielen und die eine ähnliche Botschaft vermitteln:
„Laughing at my Nightmare“. In einem Text habe ich bereits erwähnt, dass ich seit Sommer/Herbst 2021 auf verschiedenen Social-Media-Kanälen das Leben von Shane Burcaw verfolge, der in den USA lebt und auch eine Muskelkrankheit hat. Sowohl sein früherer Blog als auch sein erstes Buch tragen den Namen „Laughing at my Nightmare“. Die Botschaft dahinter: Wenn man die schlechten Seiten, die das Leben mit sich bringt, mit Humor angehen und über sie lachen kann, fühlen sich diese Dinge gleich viel weniger schlimm an.
„Du hast keine Chance. Nutze sie!“ Ich finde es ein schönes Wortspiel, welches an sich ein Widerspruch ist. Man hat eigentlich nichts, soll aber trotzdem etwas erreichen können.
„Der Pessimist beschwert sich über den Wind; der Optimist hofft, dass sich der Wind ändert; der Realist richtet die Segel aus.“ Dieser Spruch ist mir erstmals im Herbst 2021 untergekommen.

Als ich schließlich den Spruch „Erwarte nichts – Aber mach das Beste daraus!“ kreiert hatte und mir sicher war, dass mein zukünftiger Blog so heißen würde, beschäftigte mich zeitgleich etwas anderes: In meinem Kopf festigte sich der Wunsch und die Idee, für das Ende Oktober 2022 stattfindende - also zu dem Zeitpunkt drei Monate in der Zukunft liegende - Konzert von Bon Iver nach Berlin zu fahren. Ein sehr großes Unterfangen in meiner Situation. Das neu gefundene Lebensmotto gab mir den Mut und die Zuversicht, den Wunsch in die Realität umzusetzen, egal, wie aufwändig das sein möge! Es war das erste große Unterfangen, das ich bewusst nach diesem Motto anging.
Als nächstes ging es darum, einen passenden Anbieter zu finden, mit dem ich meine eigene Website erstellen konnte. Der erste von mir ausprobierte Anbieter für solche Websites, bei denen man sich seine eigene Internetseite ganz einfach im Baukastensystem zusammenstellen kann, bot jedoch nicht die gewünschten Möglichkeiten. Ich brach den Versuch also schnell wieder ab und ließ das Projekt „Blog“ für mehrere Monate warten. Immerhin schrieb ich in dieser Zeit weiterhin immer wieder an mehreren unfertigen Texten.
Im Dezember 2022, vielleicht ein, zwei Tage vor Weihnachten, beschloss ich, endlich ernsthaft Arbeit zu investieren, um tatsächlich meinen eigenen Blog zu erstellen. Die Fußballweltmeisterschaft war gerade zu Ende gegangen und ich hatte auch nicht vor, während der Weihnachtstage viel für mein Studium zu tun. Ich hatte also Zeit, mich dem Blog zu widmen. Diesmal versuchte ich, meine Website mit WIX zu erstellen, was deutlich besser mit meinen Absichten vereinbar war. Auch in der kostenlosen Version konnte ich alles tun, was ich brauchte. Um aber seine eigene Domain anzumelden und damit seine individuelle IP-Adresse aussuchen zu können, muss man monatlich einen kleinen Beitrag bezahlen.
Eigentlich wäre es mir gar nicht wichtig gewesen, eine eigene Domain zu haben, doch es ergab sich dennoch: Am 29. und 30. Dezember waren Tante und Onkel bei uns. Da ich ihnen für Weihnachten und meinen Geburtstag keine Wünsche mitgeteilt hatte, waren sie dafür offen, nachträgliche Wünsche entgegenzunehmen. Zuerst fiel mir nichts ein, doch da mein Blog ganz kurz vor seiner Veröffentlichung stand, hatte mein Bruder die Idee, dass unser Onkel als Geschenk die monatlichen Kosten für meine eigene Domain übernehmen könnte. So wurde es auch gemacht. Heute bezahlt er sie immer noch, da das weiterhin ein Wunsch von mir ist.
Jedenfalls veröffentlichte ich am Abend des 30. Dezember 2022 meinen Blog und mit ihm die ersten drei Texte. Im ersten Jahr gab es hauptsächlich die Art von Geschichten, wegen denen die Idee zum Blog überhaupt erst geboren wurde: Lustige, skurrile, unterhaltsame Geschichten über Menschen, mit denen wir zu tun hatten. Es gab aber auch Ausnahmen: Zum Beispiel schrieb ich mehrere Texte über meine Lieblingsband „Bon Iver“, was eindeutig zeigt, wie viel mir diese Musik bedeutet. Von Mitte Oktober bis Mitte November teilte ich auf meinem Blog das bislang größte Projekt, welches außerdem auch ein Herzensprojekt von mir war. In neun zusammenhängenden Teilen erzählte ich die komplette Geschichte meines vorher bereits thematisierten Krankenhausaufenthalts. An dieser Geschichte hatte ich zwei Jahre lang Stück für Stück geschrieben.
2024 schrieb ich auch noch oft über unterschiedliche Menschen. Der Text über unseren ehemaligen Physiotherapeuten Thijs war besonders, weil ich darin zum ersten Mal nur positiv über eine Person schrieb. Über Thijs konnte ich sehr viel Positives schreiben! Ehrlicherweise hatte mich Thijs bereits über ein Jahr zuvor dazu ermuntert, einmal etwas über ihn zu schreiben, vielleicht als Würdigung, wenn er in Pension gehe. Er hat mir allerdings die komplette Freiheit darüber gelassen, was ich über ihn schreibe – wahrscheinlich wohl wissend, dass es über ihn nicht allzu viel Negatives zu vermelden gäbe. Meine mehr als 3000 netten Worte über ihn sind alle zu 100 Prozent ehrlich gemeint! Nur wäre ich ohne seinen Vorschlag vielleicht nicht auf die Idee gekommen, diese Art von Text zu schreiben, denn bis dahin hatte ich fast nur über Leute geschrieben, die sich weniger geschickt angestellt hatten. Das lag aber nicht daran, dass ich nur das Schlechte in anderen Menschen sehen kann, sondern es hatte einfach damit zu tun, dass ich ja nur wegen solcher Leute auf die Idee mit dem Blog gekommen war, also ging es logischerweise erstmal viel um solche Leute.
Mit der Zeit ist mein Blog thematisch aber offener geworden, sodass es auch oft um andere Themen geht. In den letzten Monaten des Jahres 2024 gab es fast nur noch „Krankenhaus-Texte“, da ich zum einen die dramatischen Ereignisse rund um meinen Bruder am Anfang desselben Jahres, zum anderen die Erinnerungen an meine weit in der Vergangenheit liegende Herzmuskelentzündung aufarbeiten wollte.
In diesem Jahr (2025) sind meine Themen noch diverser und vielfältiger geworden. Ich schreibe jetzt über alles Mögliche, was mich gerade bewegt, egal, ob es fünf, zehn oder 15 Jahre alte Erinnerungen sind, ob es um Pfleger oder Assistenten geht, oder um meine momentane seelische Befindlichkeit.
Und so sind 1000 Tage wie im Flug vergangen! Dies hier ist der 70. Text meines Blogs. Das bedeutet, dass ich durchschnittlich ziemlich genau alle zwei Wochen etwas veröffentlicht habe. Dieser Abstand ist auch der Richtwert, den ich anstrebe. Wenn es länger dauert, liegt das meist daran, dass ich zwischenzeitlich nicht motiviert bin oder nicht weiß, welches der nächste Text für mein Blog werden wird. Ich habe gerne mehrere Texte gleichzeitig in Arbeit, vor allem seit ein paar Monaten mache ich das wieder vermehrt so. Es erinnert mich an die Zeit vor dem Blog, als ich auch mehrere Texte parallel bearbeitete und immer an dem weiterschrieb, der mir gerade am meisten Lust machte.
Oft, wenn ich gerade wieder etwas weniger Lust auf Schreiben habe, es aber trotzdem mache, da ich schon lange nichts mehr veröffentlicht habe, stelle ich etwas Interessantes fest: Sobald ich ein bisschen geschrieben habe, kommen langsam Lust und Freude an dieser Tätigkeit auf und auf einmal kommen mir auch die Ideen, sodass sich der Text plötzlich fast von selbst schreibt. Ich bekomme dann teilweise ein beflügelndes Gefühl und eine Art Produktivitätsschub.
Nachdem ich jetzt die gesamte Geschichte meines Blogs dargestellt habe, gehe ich nochmal genauer darauf ein, auf welche verschiedenen Arten das Motto meines Blogs interpretiert werden kann, ob ich selbst tatsächlich konsequent danach lebe und was für eine Lebenseinstellung ich habe.
Es gibt Situationen oder sogar längere Phasen, in denen ich dieses Motto „vergesse“ oder zumindest nicht konsequent danach handle. Ein vermeintlich kleines Problem kreist dann zum Beispiel stundenlang in meinem Kopf herum. Aber wenn ich an diesen Spruch denke und etwas überlege, was er für mich bedeutet, fühle ich mich automatisch gleich besser. „Erwarte nichts – Aber mach das Beste daraus!“, ist kein Spruch, den ich nur so daher sage, sondern viel mehr: Er stimmt einfach immer und man kann ihn in verschiedenen Situationen ganz unterschiedlich interpretieren. Ich persönlich habe mehrere Definitionen dafür, die für mich alle eine positive, kraftvolle Botschaft vermitteln.
Man könnte meinen, „Erwarte nichts!“ klingt irgendwie ernüchternd, wie, wenn jemand sagt: „Mach dir keine Hoffnungen!“ Das wäre eher demotivierend. Deshalb ist der zweite Teil „Aber mach das Beste daraus!“ so wichtig. In Bereichen, über die man keinerlei Kontrolle hat, genügt es, nicht dagegen anzukämpfen und seine Energie stattdessen voll und ganz dafür zu verwenden, um möglichst gut mit den widrigen Umständen zurechtzukommen.
Dort, wo ich einen Einfluss habe, reicht das nicht. In diesem Fall bedeutet das Beste daraus machen auch, dass man tut, was man kann, um die Situation zu verbessern und die Wahrscheinlichkeit, dass etwas Gutes dabei herauskommt, zu erhöhen. „Erwarte nichts!“ kann in diesem Zusammenhang auch heißen: Wenn du nichts investierst, nichts riskierst, brauchst du auch nicht zu erwarten, dass du bekommst, was du dir wünschst.
Ist eine Situation besonders schwierig, muss man erst recht alles dafür tun, dass sie zumindest halbwegs erträglich wird. Selbst wenn ich nichts dafürkann und mich anderen Personen sowie den äußeren Umständen ausgeliefert fühle, liegt es trotzdem noch in meiner Verantwortung und zu einem gewissen Teil auch in meiner Macht, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen! Allein, sich dessen bewusst zu sein, kann enorm helfen.
Ich sehe mich als Realist. Positiver, konstruktiver Realismus ist das, wonach ich mein Leben ausrichten möchte. Wenn man sich über die Dinge im Klaren ist, die passieren können und/oder werden, wird man nicht überrascht. Ich kann mich darauf vorbereiten und Gegenmaßnahmen setzen. Das Beste daran: Ich überlegene mir grundsätzlich immer wieder Neues und passe Vorgänge und Abläufe laufend an die sich stetig wandelnden Umstände an, was dazu führt, dass einiges gar nicht erst auftritt, da ich die Dinge schon abändere, bevor sie zu schwierig für meinen körperlichen Zustand werden.
Würde ich mein Leben mit blindem Optimismus angehen, fände ich mich viel häufiger in ungemütlichen Situationen wieder, mit denen ich zuvor gar nicht rechnen würde. Es solches Leben stelle ich mir nicht sehr spaßig vor. Deshalb gilt für mich die Devise: Lieber konstruktiver Realismus als verblendeter Optimismus! Eine gesunde Mischung aus Realismus und Optimismus muss das Ziel sein. Pessimismus hilft generell selten weiter. Das einzig Gute daran ist der Moment, an dem man realisiert, dass eine bestimmte Situation doch nicht so schlimm ist, wie man befürchtet hatte.
Als Einstellung zum Leben allgemein ist Optimismus sicher das Beste, doch in den konkreten Situationen ist es – denke ich – sinnvoller, Realist zu sein. Natürlich brauche ich genug Optimismus, dass ich komplett neue, unkonventionelle Lösungen zumindest ausprobiere und nicht von vornherein sage: „Das wird sowieso nicht klappen!“ Andererseits bin ich realistisch genug, um zu wissen, dass nicht jede theoretische Idee in der Praxis wie erwartet funktionieren kann. Darüber darf ich mich nicht ärgern, sondern ich muss es akzeptieren, abhaken und nach anderen Lösungen suchen.
In letzter Zeit ist es mir recht gut gelungen, in meinem Leben einen „rationalen Optimismus“ anzuwenden. Ich würde ihn so erklären: Von selbst kann man nicht immer positiv und optimistisch sein, aber es gibt Tricks, die dabei helfen. Mir hilft es, mir rational vor Augen zu führen, mit welcher Herangehensweise das Leben leichter ist. Sieht man nur das Negative, kann es einem nur schlecht gehen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf muss ich also was tun? Richtung, mich mehr auf das Positive konzentrieren! Das heißt, mit den Dingen, die mich aufregen und mit denen ich unzufrieden bin, gehe ich nicht deshalb so gelassen um, weil das meinem Naturell entspricht, sondern weil ich schlau genug bin, um zu wissen, dass mich Lamentieren nicht weiterbringen wird.
Ähnlich funktioniert auch „Reframing“. Hierbei werden Dinge, die an sich ärgerlich, nervig oder einfach nur unangenehm sind, so umgedeutet, dass sie besser erträglich sind und man daraus vielleicht sogar einen gewissen Nutzen ziehen kann. Manche Situationen sehe ich zum Beispiel einfach als Training oder Test an, wo ich mich in Geduld und Gelassenheit üben kann. Verläuft die „Übung“ erfolgreich, habe ich mich dadurch emotional weiterentwickelt und weiß, dass ich in derselben Situation mit jedem Mal ein kleines Stück besser zurechtkommen werde.
Um mit meinen körperlichen Verschlechterungen gut zurechtzukommen, muss ich mich mental und emotional in einer Geschwindigkeit weiterentwickeln, die schneller ist als die Geschwindigkeit, mit welcher die körperlichen Fähigkeiten abbauen. Wenn ich das schaffe, ist es mir möglich, mit der Zeit noch glücklicher und lebensfroher zu werden - trotz stetig abnehmender Kontrolle über meinen Körper.
Diese Taktiken sind vor allem dann von Erfolg gekrönt, wenn es mir gelingt, die Meta-Ebene einnehmen. Situationen, in denen man eigentlich selbst drinsteckt, kann man dann neutral betrachten, als sähe man sie aus der Perspektive eines Beobachters, der sich auf einer höheren Stufe befindet und von außen die Situation in Ruhe analysieren kann.
Ihr seht also: Die Bedeutung des Spruchs „Erwarte nichts – Aber mach das Beste daraus!“ geht für mich viel tiefer, als es auf den ersten Blick scheint. Im Prinzip lässt sich meine gesamte Lebensphilosophie darauf zurückführen! In jeder Lebenslage kann ich das Prinzip anwenden und daraus die Grundrichtung einer sinnvollen Herangehensweise ableiten. Sobald ich den Spruch für mich gefunden hatte, führte kein Weg mehr daran vorbei. Ich habe nie mehr darüber nachgedacht, ob es noch einen besseren Spruch geben könnte, denn der, den ich nun habe, passt einfach perfekt!






Lieber Paul, du hast einen sehr beeindruckenden Text geschrieben. Deine Gedanken sind von universeller Gültigkeit, wirklich philosophisch. Weiterhin alles Gute, dein Onkel Thomas
Hey Paul, Du beeindruckst mich einfach immer wieder! Deine Texte werden immer besser, .... zumindest empfinde ich die so, ....da kommt der Paul zu Gehör, den ich bis jetzt nur von Außen betrachtet habe und den ich aber andererseits auch schon immer " geahnt" habe.!
Danke von Herzen, dass Du Dich mit uns, den Menschen, die das Lesen Deines Blogs genießen dürfen😉mitleben lässt!
Das Leben zu teilen, ist das einzige wirkliche Geschenk, welches wir uns gegenseitig hier auf Erden machen können.
🌈Have a good time
Lg Erika