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Erwarte das Unerwartete und mach das Beste aus deiner Zeit!

  • Autorenbild: Paul Wechselberger
    Paul Wechselberger
  • 8. Jan.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Mai

Wie im letzten Text des alten Jahres angekündigt, gibt es heute einen Ausblick auf das neue Jahr, in dem ich über meine Erwartungen, Wünsche, Hoffnungen und vielleicht auch Vorsätze für 2025 reflektiere. Zuerst zu meinem Blog: Dieses Jahr wird es wahrscheinlich weniger Krankenhaustexte geben als zuletzt, denn vielleicht hängt das Thema manchen Lesern schon zum Hals heraus. Den ein oder anderen wird es wohl doch geben, aber so genau weiß ich es noch nicht. Ich hoffe jedenfalls, dass dieses Jahr kein unerwarteter Krankenhausaufenthalt dazukommen wird, über den ich dann schreiben „muss“. Dafür möchte ich aber über viele andere persönliche Themen schreiben und weitere wichtige und prägende Ereignisse aus meiner Vergangenheit aufarbeiten. Manchmal werden auch wieder Texte über weitere, interessante Menschen kommen, die mein Bruder und ich im Lauf der Zeit kennenlernen durften. Dabei kann ich versuchen, mitunter auch positive Seiten zu beleuchten, sofern es welche gibt. Eine weitere Idee wäre, dass ich einmal einen durchwegs positiven Text über jemanden verfasse, wie ich es bereits letztes Jahr für unseren früheren Physiotherapeuten Thijs gemacht habe. Mir ist aber weiterhin wichtig, die Dinge möglichst so darzustellen, wie sie meiner Wahrnehmung nach tatsächlich waren. Das heißt, dass ich Leute, die sich beispielsweise immer wieder unpassende Aktionen geleistet haben, nicht mit Lob überhäufen werde, sondern ehrlich schildere, wie ich die Zeit mit ihnen erlebt habe.

 

Wenn ich darüber nachdenke, wie dieses Jahr werden wird, fällt mir auf, dass ich überhaupt nicht weiß, ob es ein langweiliges oder aufregendes, schönes oder schweres sein wird. Diese Ungewissheit ist eigentlich eine der wenigen Konstanten des Lebens, denn man kann nie genau vorhersehen, was als nächstes passiert. Das vergangene Jahr brachte einige Situationen mit sich, die mir das wieder mal deutlich vor Augen geführt haben. Allzu besorgt darüber, nicht zu wissen, was die Zukunft bringt, bin ich momentan zum Glück nicht, stattdessen sehe ich diesen Umstand eher als Weckruf und Aufforderung, die Zeit zu nutzen, um die Dinge zu tun und zu erleben, die für mich wichtig und auch noch möglich sind. Denn man kann nie wissen, wann bestimmte Dinge nicht mehr möglich sein werden. Wenn es also etwas gibt, was ich unbedingt tun will, sollte ich es nicht ewig aufschieben! Tatsächlich gibt es einige Hoffnungen und Vorstellungen, die sich nicht nur auf 2025, sondern generell auf die nächsten paar Jahre beziehen. Ein Teil davon sind konkrete, eher größere Wünsche, anderes bezieht sich auf das allgemeine, alltägliche Leben.

 

Ich würde gerne zumindest einmal für ein interessantes Fußballspiel – idealerweise zwischen zwei Topmannschaften - in ein großes Stadion gehen. Am besten wäre es natürlich, ein Spiel des FC Barcelona live im Stadion zu sehen. Am größten wären die Chancen dafür dann, wenn sie in der Champions League „in der Nähe“ spielen würde, zum Beispiel auswärts gegen einen deutschen Verein. Noch besser wäre aber ein Heimspiel in Barcelona, wobei es für mich schwieriger sein wird, dort hinzukommen. Mehr als zwölf Stunden würde eine Zugfahrt dauern und man müsste mehrmals umsteigen. Eine andere Möglichkeit hätte ich nicht wirklich, denn ich kann nur in der speziell angepassten Sitzschale meines Rollstuhls sitzen, wodurch eine Flugreise ausscheidet. Abgesehen davon muss ich auch zugeben, dass ich nicht sicher bin, ob ich mich überhaupt trauen würde, freiwillig in ein Flugzeug zu steigen. Ich finde, dass diese Angst in meiner Lebensrealität, die so aussieht, dass in nicht mit dem Flugzeug reisen kann, sogar von Vorteil ist, denn dadurch bin ich nicht frustriert darüber, wegen meiner Krankheit darauf verzichten zu müssen. Denn selbst, wenn ich körperlich gesund wäre, würde ich nicht fliegen wollen. Aber eigentlich ziehe ich meinen strikten Verzicht auf Flugreisen nur der Umwelt zuliebe durch, könnte ich an dieser Stelle auch sagen. Das würde zumindest viel besser klingen als: „Ich kann nicht und habe Angst!“

 

Nach diesem kurzen Beispiel dafür, dass sich zwei eher negative Dinge durchaus gegenseitig aufheben können, komme ich aber nochmal zurück zum Thema Fußball: Bald soll der FC Barcelona in sein gewohntes Heimstadion zurückkehren, wo seit eineinhalb Jahren große Renovierungsarbeiten stattfinden. Dort dann auf ein Spiel zu gehen, wäre mit Sicherheit ein unbeschreibliches Erlebnis. Ein beliebiges Champions League Spiel wäre aber auch schon ein guter Anfang, selbst ohne Barcelonas Beteiligung. Vielleicht klappt ja zumindest das in diesem Kalenderjahr. Sehr gering dürfte hingegen die Wahrscheinlichkeit sein, Tickets für das Finale zu bekommen, welches mit dem Austragungsort München so nahe wie selten liegt.

 

Mein zweiter Grund, wegen dem ich hin und wieder gerne kurz verreisen würde, sind Konzerte. Mein Traum wäre natürlich ein „Bon Iver“-Konzert, welches dann bereits das dritte wäre. Doch, wie ich schon im Text vor einer Woche erwähnt habe, scheint ein solches momentan in weiter Ferne zu liegen und es ist überhaupt nicht klar, wie lange ich noch warten muss. Allerdings bleibt meine große Hoffnung bestehen, in der Zukunft noch mindestens einmal Bon Iver live zu sehen. In der Zwischenzeit muss ich mich mit anderen Künstlern begnügen, um meine gelegentlich aufkommende Reiselust zu befriedigen und etwas Aufregendes zu erleben. Deshalb fährt mein Vater mit mir für das Konzert von Ludovico Einaudi Ende Februar nach Zürich. Für weitere Konzerte verschiedener Musiker oder Bands wäre ich auch recht offen, falls mir die Musik gefällt. Dazu muss ich diese Musik aber erst finden, weshalb ich mir vornehme, manchmal gezielt danach zu suchen und mir die Zeit zu nehmen, in unterschiedliche Lieder derselben Person reinzuhören, um mir ein Urteil bilden zu können. Im Februar werden mein Vater und ich die Nacht nach dem Konzert im Hotel verbringen. Ich fände es schön, wenn ich mehrmals im Jahr weg von zu Hause schlafen könnte. Damit meine ich aber nicht die Kontrollen im Schlaflabor, die ich 2024 zweimal hatte, sondern ich würde gerne zumindest etwa zweimal im Jahr irgendwo hinfahren, wo ich für zwei, drei Nächte in einem Hotel schlafen würde. Letztendlich ich es egal, ob der Grund für die Reise ein Konzert oder ein Fußballspiel ist. Vielleicht gibt es aber auch schöne, nicht allzu weit entfernte Städte, die unabhängig davon sehenswert wären.

 

Ich hoffe sehr, dass noch mehrere Jahre kommen werden, in denen es mir weiterhin möglich ist, diese kurzen Reisen zu unternehmen. Es ist eines meiner größten Ziele, so lange wie möglich körperlich dazu in der Lage zu bleiben. Neben diesen großen Wünschen habe ich auch ein paar Vorstellungen, wie das normale Leben zu Hause interessant bleiben kann, denn auch der Alltag soll nicht immer nur eintönig und langweilig sein. Ich möchte regelmäßig Tage erleben, die Abwechslung enthalten, und hin und wieder Neues tun oder Dinge anders machen. Dazu gehört vor allem, recht häufig aus dem Haus zu kommen, um zum Beispiel irgendwo essen zu gehen. Es geht nicht darum, den ganzen Tag draußen zu sein, denn auch kurze Spaziergänge tun der Seele gut. Die Hauptsache ist, dass ich überhaupt hinauskomme und das im besten Fall regelmäßig. Bei winterlichen Temperaturen finden diese „Ausgänge“ jetzt allerdings sehr selten statt, doch sobald es wärmer wird, möchte ich wieder öfter den Schritt ins Freie wagen.


Vielleicht kann ich diesen Sommer auch einmal gemeinsam mit meinem Bruder nach draußen. Seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus vor neun Monaten ist er fast immer im Haus geblieben, was nicht unbedingt am Beatmungsgerät lag, denn das ist mobil, hat viel Akkulaufzeit sowie einen zusätzlichen, externen Akku. Es sind eher die Bodenunebenheiten, die im Freien auch auf asphaltierten Wegen immer wieder vorkommen und dazu führen, dass der Rollstuhl herumwackelt, was für meinen Bruder schmerzhaft ist. Da sein Rollstuhl aber ohnehin schon älter war, hat er seit ein paar Monaten einen neuen, der mit besserer Federungstechnologie ausgestattet ist. Auch die Reifen sind etwas größer und alle sechs sind luftgefüllt, was zusätzlich dabei hilft, Stöße besser zu dämpfen. Hoffentlich wird es ihm dadurch wieder leichter möglich sein, zumindest manchmal ins Freie zu fahren, wenn es warm ist.

 

Das Jahr 2024 hat uns klar gezeigt, dass das Leben unberechenbar ist und es immer Veränderungen gibt. Egal, ob die Veränderung positiv oder negativ ist, oder man es nicht genau sagen kann und sich erst in der Zukunft die echte Tragweite zeigen wird: Meist ist es hilfreich, zu versuchen, das, was kommt, so gut es geht anzunehmen und zu akzeptieren. Man sollte auch darauf achten, die versteckten, schönen Dinge nicht zu übersehen. Stattdessen muss man sie als eine Quelle der einfachen, kleinen Freuden im Alltag nutzen.

 

Mir geht es in erster Linie darum, das Leben so sehr zu genießen, wie es nur geht, also einfach das absolut Beste aus dem zu machen, was ich habe. Dazu braucht man auch gar nicht viel, denn gerade, wenn man nichts erwartet, ist es eigentlich am einfachsten, das Beste daraus zu machen! Alles, was sich aus der Situation ergibt, ist nämlich mit ziemlich Sicherheit besser als nichts, wodurch die Erwartungen schon übertroffen sind. Ich muss also hauptsächlich jener Aufforderung folgen, die gleichzeitig der Name meines Blogs ist: „Erwarte nichts – Aber mach das Beste daraus!“

 

Zum Glück ist in der ersten Woche des neuen Jahres alles nach Plan verlaufen und es haben sich bis jetzt keinerlei unangenehme Überraschungen ereignet. Hoffen wir, dass es möglichst lange so bleibt! Normalerweise wäre ein eher langweiliger Start ins neue Jahr keine Meldung wert, doch nach dem schlimmen Beginn des Vorjahres möchte ich jetzt gerne glücklich verkünden, dass noch nichts Aufregendes passiert ist.

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2 Kommentare

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angelika
09. Jan.
Mit 5 von 5 Sternen bewertet.

Danke Paul für diesen Einblick in deine Wünsche! Ich find's toll, zu wissen, dass du gern rausgehst - vielleicht ist ja auch ein Match im Bregenzer Stadion mal eine gute Abwechslung - als Einstimmung auf Barcelona :)


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Gast
11. Jan.
Antwort an

Hallo Paul, 😉nun, dann gratuliere ich Mal zum "langweiligen" Jahresstart 😉....aber echt:

wieder ein guter Text......

....hoffe, Du kannst diese Wünsche in die Tat umsetzen und uns dann darüber berichten.

Mir gefällt Dein Schreibstil gut, ich spüre Dich! Es ist sehr authentisch und ich freue mich, dass es Dir Spass macht.

🍀🍀🍀Alles Liebe und Grüße an Max, Doris und Tom

💘Herzlichst

Erika

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